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Bloomberg: Verschwiegener Datensammler packt aus

aktualisiert 22.02.11 16:36 Uhr

Selbst während der Wirtschaftskrise wuchs die Nachrichtenagentur Bloomberg. Warum die Firma des New Yorker Bürgermeisters auf dem Erfolgspfad ist.

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von Tim Schäfer, New York

Daniel Doctoroff hält selten Reden. Doch im vergangenen Monat plauderte der Chef der Finanzagentur Bloomberg auf einer Investorenkonferenz aus dem Nähkästchen. Er gab einen seltenen Einblick in den weltweit führenden Anbieter von Finanzdaten und Börsennachrichten. Das privat geführte Imperium hält sich in der Regel bedeckt. Der amtierende New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg hatte die Firma vor 29 Jahren gegründet. Sein erster Kunde war die Investmentbank Merrill Lynch, die seinerzeit 22 Terminals bestellte. Schnell entwickelte sich ein prosperierendes Unternehmen daraus.

Der Erfolg reicht bis heute. 300.000 Terminals sind derzeit bei den Kunden installiert, ein Rekord. Es scheint, als habe es gar keine Wirtschaftskrise gegeben. Der Informationsanbieter wächst unaufhaltsam. Seit dem Jahr 2007 kletterte der Umsatz von 5,5 auf zuletzt 6,9 Milliarden Dollar, Jahr für Jahr kam der Erlös voran. Bloomberg ist eine Ausnahmeerscheinung. 27 Prozent Wachstum in einer der schlimmsten Krisen seit der Großen Depression - wer schafft das schon? Im laufenden Jahr soll der Umsatz abermals kräftig klettern. Bis zum Jahr 2014 soll die Marke von zehn Milliarden Dollar überschritten werden. Die Zahl der Mitarbeiter stieg seit 2008 von 10.261 auf jetzt 12.632. Während landauf, landab Verlage und Medienhäuser wie die New York Times oder Time Warner sich reihenweise von Mitarbeitern trennten, baute Doctoroff die Agentur weiter aus.

In zwei Wochen meldete er gleich zwei Akquisitionen. So riss er sich Ende 2009 mit der „BusinessWeek“ eines der größten amerikanischen Wirtschaftsmagazine für fünf Millionen Dollar unter den Nagel. Die BusinessWeek ist ein einflussreiches 80 Jahre altes Medium mit Lesern in der ganzen Welt. Zudem erwarb der Manager New Energy Finance, einen britischen Datendienst für die Energiewirtschaft. Basierte bislang das Geschäftsmodell ausschließlich auf innerem Wachstum. Nun hat Doctoroff einen Strategiewechsel eingeläutet. „Wir haben die zehn vorangegangenen Krisen analysiert, um gewappnet zu sein. Wir hatten die Dot.com-Blase und die Anschläge vom 11. September 2001, die Lösung war immer in solchen Phasen innovativ zu sein. Es ist in der DNA unserer Firma: antizyklisch zu handeln. Jetzt haben wir aggressiv investiert.“

Bürgermeister Bloomberg hat sich aus dem Tagesgeschäft schon vor Jahren verabschiedet. Doctoroff, der früher einmal stellvertretenden Bürgermeister für die wirtschaftliche Entwicklung New Yorks war, vertraute Bloomberg im Januar 2008 die Führung seiner Firma an. „Für wichtige Entscheidungen fragen wir aber Mike“, erläuterte Doctoroff. Sieben neue Geschäftseinheiten hat sein Team in den vergangenen zwei Jahren gestartet.

Weltweit sind mittlerweile 300.000 Bloomberg-Terminals installiert

Das Ziel ist es, die Abhängigkeit von den Terminals, die an der Wall Street praktisch überall zu finden sind, zu senken. Noch stammen 83 Prozent der Einnahmen aus den monatlichen Mieten für die Datendienste. In vier bis fünf Jahren soll der Anteil auf 70 Prozent sinken. Ein Terminal kostet rund 1.600 Dollar im Monat. 1985 gab es den Dienst für 995 Dollar. „Es war eines der brillantesten Entscheidungen, die Herr Bloomberg traf, für jeden Kunden den gleichen Preis zu verlangen.“ Seither stiegen die Kosten für das Abonnement lediglich um die Inflation. In den vergangenen zwei Jahren verteuerte sich das Abo um 4,1 Prozent. „Wir werden unser Preismodell nicht ändern.“

Insbesondere in den Schwellenländern trifft das Angebot auf großes Interesse. Allein im vergangenen Jahr zogen die Abozahlen hier um 23 Prozent an. Auf 36 Branchen erstreckt sich das Spektrum. Ständig kommen neue hinzu. Seit einem halben Jahr bieten die New Yorker den Dienst „Bloomberg Law“ speziell für Rechtsanwaltskanzleien an. Ganz neu ist „Bloomberg Government“ aufgenommen worden, also ein Segment mit Regierungsinformationen. Aus Washington heraus bereitet ein erfahrenes Team die Informationen für die Kunden aus der Öffentlichen Hand auf. Das Geschäft gleicht einer Fabrik. Erst werden die Daten akribisch gesammelt und dann in hoher Geschwindigkeit an die Kunden ausgeliefert. 2.000 Journalisten produzieren jeden Tag 5.000 Artikel. Auch immer mehr Analysten, die einst in den Diensten von Investmentbanken standen, erhalten einen Job.

Bloombergs Erzrivale ist Thomson Reuters. Beide Konzerne decken weltweit im Finanzsektor fast 70 Prozent des Marktes ab. In guten Jahren sind in dem Sektor operative Margen von 20 Prozent und mehr drin. „Je mehr Terminals wir verkaufen, desto mehr reinvestieren wir in unser Geschäft“, sagt der Bloomberg-Mann. Das ist kein Wunder. Denn die beiden Konzerne gleichen einer Gelddruckmaschine. Wohin sonst mit dem Cash? Michael Bloomberg gehören 88 Prozent seiner Firma. Er ist mehrfacher Milliardär und äußerst sparsam.

Investor-Info

Thomson Reuters
Stabiles Abo-Modell

Ähnlich wie Bloomberg schrieb der New Yorker Informationsanbieter während der Krise schwarze Zahlen. 2009 setzte Thomson Reuters fast 13 Milliarden Dollar um. Unterm Strich blieben 867 Millionen Dollar. Auch hier speist sich der Umsatz zum Großteil aus Abogebühren für die Terminals. Am 10. Februar legt der Vorstand die Zahlen für das abgelaufene Jahr vor, Analysten rechnen mit einem stabilen Umsatz und Ertrag. Gewiss ist die Börsenbewertung mit dem 2,5-fachen Jahresumsatz und dem 1,7-fachen Buchwert kein Schnäppchen mehr. Zwar ist die 2,9-prozentige Dividendenrendite attraktiv. Doch allenfalls Halten.

Pearson
Fantasie in den Emerging Markets

Das britische Medienkonglomerat tummelt sich in der Weiterbildung sowie mit der Financial Times im Zeitungs- und Buchgeschäft. Die Gruppe vermarktet aber auch Finanzdaten, Kommentare, Nachrichten und Analysen über wirtschaftliche Entwicklungen. Die an der New Yorker Börse gelistete Aktie wird modert bewertet. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis beträgt günstige 1,45. Auch ist das KGV mit 14 nicht teuer. Vor allem in den Schwellenländern expandieren die Londoner. Gerade erwarben sie die Mehrheit an einer Online-Lernplattform in Indien. Kaufen!

Michael Bloomberg
Zwei paar Schuhe in zehn Jahren

Der amtierende Bürgermeister New Yorks rangiert auf der Forbes-Liste der reichsten US-Bürger auf Rang zehn. Sein Vermögen wird auf 18 Milliarden Dollar geschätzt. Vor 29 Jahren hatte er die gleichnamige Finanzdaten-Agentur gegründet, nachdem er bei der Investmentbank Salomon Brothers 1981 gefeuert worden war. Als Startkapital diente ihm seine zehn Millionen Dollar hohe Abfindung. Der 68-jährige gilt trotz seines gigantischen Vermögens als bodenständig. Mit der U-Bahn fährt er täglich ins Rathaus. Seit zehn Jahren trägt er immer abwechselnd die gleichen zwei Paar Schuhe zur Arbeit. Wenn er einen Kaffee kauft, greift er stets zum kleinsten Becher. Für das Amt als Bürgermeister kassiert er ein symbolisches Gehalt von einem Dollar.

Tim Schäfer, US-Aktienexperte für Euro am Sonntag
Tim Schäfer ist Journalist und schreibt seit 1998 über Börse, Aktien und Unternehmen. Seit 2006 lebt der studierte Diplom-Betriebswirt und DVFA-Aktienanalyst in New York und berichtet von dort über die Geschehnisse an der Wall Street, unter anderem für Euro am Sonntag. Bekannt ist Schäfer für seine Berichterstattungen über kleine Nebenwerte.

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Bildquellen: Wolfgang Kriegbaum

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29.08.2013Pearson verkaufenDeutsche Bank AG
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